Porno-Abmahnungen und der Datenschutz

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date: 2013-05-15 22:07:45

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category: data security

Created by: Stephan Bösebeck

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Porno-Abmahnungen und der Datenschutz

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Das was jetzt mal wieder passiert ist, ist schon beinahe als Super-GAU zu bezeichnen und sollte eigentlich allen Datenschutz-Kritikern die Augen öffnen. Was ist passiert?

In den letzten Wochen gingen mehrere 10.000 Abmahnungen (vermutlich ca. 30.000 und es sollen noch mehr werden) wegen Urheberrechtschutzverletzungen im Internet an ahnungslose User. Das an sich wäre ja nix besonderes, allerdings ist der Grund diesmal, dass man sich das urheberrechtlicht geschützte „Werk“ auf einer Porno-Streaming-Plattform (redtube.com) angesehen haben soll. Bisher galt das Streamen nicht als Verbreiten von illegalen Inhalten (da man ja nichts verbreitet und sich die Datei auch nicht herunterlädt) und man konnte dem Benutzer auch normalerweise keine Klage bzw. Abmahnung ins Haus schicken. Es sei denn, es ist wirklich eindeutig, dass das ganze illegal ist (wie z.B. wenn man aktuelle Kinofilme oder Serien vor dem Deutschen TV-Start ansieht).

Hier ist der Sachverhalt anders. Redtube wird wohl von der Porno-Industrie als Werbeplattform verwendet, die dort angepriesenen Videos sollten also rechtefrei sein oder der Uploader tritt das Recht an redtube.com zum Zwecke des Streamens ab – wobei er sicherlich auch irgendwo zustimmen muss, dass er im Besitz dieser Rechte ist. Es war wohl in keiner Weise ersichtlich, ob und warum es sich bei den genannten Machwerken um urheberrechtlich geschütztes Material handeln sollte. Es unterschied sich nicht weiter von den weiteren Angeboten der Streaming Seite. Normalerweise auch nichts besonderes. Der Rechteinhaber verlangt die Herausgabe desjenigen, der das Video hochgeladen hat und kann sich an den wenden. Das wäre aber bei weitem nicht so lukrativ wie mehrere 10.000 Leute abmahnen, von denen jeder mind. 200€ Zahlen soll.Roblox HackBigo Live Beans HackYUGIOH DUEL LINKS HACKPokemon Duel HackRoblox HackPixel Gun 3d HackGrowtopia HackClash Royale Hackmy cafe recipes stories hackMobile Legends HackMobile Strike Hack

Es wurde wohl ein Antrag auf die Herausgabe der Privatadressen beim Landgericht Köln beantragt, und das hat man so formuliert, als handele es sich um eine Tauschbörse, nicht eine Streamingplattform. Auch die nachträgliche Begründung, beim Streamen hätte man am Ende die gesamte Datei auf der Platte, ist doch sehr fadenscheinig. Denn, zum einen wird die Datei beim Steramen nicht vollständig abgelegt und zum zweiten ist es wohl doch eher unwahrscheinlich, dass sich ein Konsument dieser Filme, diese wirklich bis zum Ende ansieht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Handlung da besonders spannend ist, ihr versteht.

Wie kommen die netten Rechtsanwälte denn überhaupt an die IP-Adressen? Von Redtube haben sie die nicht, die haben sich sehr von dem Vorgehen distanziert und wollen ihrerseits eine Klage gegen die Rechtsanwaltskanzlei anstreben.

Die Gerüchte darüber sind schon wirklich haarsträubend und wenn nur ein Bruchteil davon stimmt, ist das schon wirklich extrem zwielichtig. So ist von extra dafür geschriebenen Viren bzw. Trojanern die Rede. Aber die weit wahrscheinlichere Variante ist die, dass man ein Werbebanner für das IP-Tracking genutzt hat. Das bedeutet, man kann auf Redtube einen Filmausschnitt bzw. Trailer hochladen und kann den dann mit einem eigenen Werbebanner versehen, damit die Leute das Filmchen dann im Idealfall auch kaufen können. Dieses Werbebanner liegt dann bei demjenigen, der die Werbung schaltet, also auf einem anderen Server als Redtube. Und auf dem eigenen Server kann ich natürlich alle IP-Adressen mit protokollieren, die darauf zugreifen.

Das ist insofern zwielichtig, als dass dieses Banner ja wissentlich von dem, der das Video hochgeladen hat, auch irgendwie eingestellt werden. Und wenn es so war, dann muss er gewusst haben, dass es sich bei dem Video um ein urheberrechtlich geschütztes Werk handelt – Warum sollte er dann solch ein Banner schalten? Vor allem stelt sich wohl raus, dass das Video schon seit geraumer Zeit dort gestreamt werden durfte, aber erst kürzlich das Banner geschaltet wurde. Aber anstelle bei Redtube anzumahnen, dass der Film da zu sehen ist und somit die Löschung des Films von deren Servern zu verlangen, wird lieber ein Werbebanner geschaltet, welches es dann möglich macht, 10.000e User abzumahnen?

Erstaunlich ist diese Grafik (hier der original-Post dazu), welche deutlich zeigt, dass die Zugriffe auf die angemahnten Inhalte zufälligerweise genau in der Zeit sprunghaft angestiegen sind, in der die angeblichen Urheberrechtsverstöße stattgefunden haben. Und dass zufälligerweise genau 2 Tage zuvor die Domain für das Werbebanner gekauft wurde…. Zufall?

Wie gesagt, es war für den User wohl nicht ersichtlich, dass es sich um ein illegal zum Streamen freigegebenes „Werk“ handelt. Und eigentlich hätten die Adressen der User gar nicht rausgegeben werden dürfen.

Was hat das jetzt mit Datenschutz zu tun?

Es beweist wieder ein mal, dass Daten in den falschen Händen immer irgendwie zu Geld gemacht werden können oder zumindest eine Menge Geld kosten können. Denn, selbst wenn sich herausstellen sollte, dass diese Abmahnungen alle nicht rechtens waren (zum Glück sieht es momentan so aus – siehe auch hier) und man die Adressen zu den IPs gar nicht hätte rausgeben dürfen, selbst dann bleiben die Betroffenen auf Kosten von mehreren Hundert Euro sitzen! Die können sie sich zwar theoretisch vom Verursacher (also dem Rechteinhaber) wieder holen, aber das geht nur, wenn man es den Schdandensersatz einklagt. Und es ist fraglich, ob das wirklich so einfach geht, denn der Rechteinhaber sitzt wohl in der Schweiz. Und internationale Klagen sich teuer. Und den eigenen Rechtsanwalt muss man vorher bezahlen… Und wenn wirklich, wie es scheint eine Sammelklage gegen diese Abmahnungen erfolg haben sollte, dann ist die Firma leider auch schnell pleite und die Geschädigten bekommen dann auch nichts oder nicht viel.

Ich bin auch der festen Überzeugung, dass das ganze nur deswegen probiert wurde, da es sich um Schmuddelkram handelt. Da werden bestimmt schon 1000e bezahlt haben, bevor das ganze überhaupt öffentlich geworden ist – eben um die Öffentlichkeit zu meiden und man will ja nicht mit so einem Kram in Verbindung gebracht werden. Und da kann man wohl eine Menge Geld machen…

Das ganze ist eine One-Shot-Aktion, man versucht schnell mit der Unwissenheit und der Peinlichkeit der Geschichte Geld zu machen, wohl wissend, dass man sich da auf dünnem Eis bewegt. Die haben aber dennoch sicherlich schon einige Hunderttausend Euro eingenommen.

Kurz zusammengefasst: Weil jemandem die Daten peinlich sind und er nicht will, dass es öffentlich wird, wird bezahlt. Klingelt es da? Ich hatte ähnliches als Schreckensszenario in einem meiner Posts beschrieben, und nun ist es Realität geworden.

Ja, jetzt kommt das Hammer-Argument: Ich gucke keine Pornos im Internet.

Damit ist natürlich alles gut, und es ist nur das Problem einzelner.

ARG!!!! Darum geht es nicht! Es geht darum, dass du, einfach nur weil du einen falschen Link angeklickt hast (denn genau darum handelt es sich), ohne zu wissen, was sich dahinter verbirgt, plötzlich Schadenersatz zahlen musst. Wenn das wirklich legitimiert wird, ist das Internet tot! Dann kann man sich nicht mehr frei bewegen, kann keinen Link mehr anklicken, ohne vorher zu wissen, was sich dahinter verbirgt. Man stelle sich das mal vor, dass man auf einen Link klickt, auf der Seite wird ein Zitat von einem Buch verwendet und der Buchautor will das nicht – Zack, klage am Hals! Und selbst wenn vor Gericht geht und evtl. sogar Gewinnt – man muss die Kohle erst mal vorstrecken (kann gar nicht jeder) und dann muss man auch noch im Nachhinein auf Schadenersatz klagen, bei dem man evtl. auch verliert aber auf jeden Fall wieder Kosten vorstrecken muss.

Ich finde es wirklich erschreckend, wie schlampig da auch auf Seiten der Gerichte gearbeitet wurde, wie einfach jemand, mit genug „Kreativität“ an die Privatadressen von sorglosen Internetusern kommt. So etwas hätte es gar nicht geben dürfen. Der Schaden der Beteiligten ist auf jeden Fall da, denn ohne Rechtsanwalt kommt man aus der Sache leider nicht wieder raus!

Und die Politik will allen Ernstes gerade wieder die Vorratsdatenspeicherung einführen? Das ist super, dann braucht man gar keine Werbebanner mehr, sondern kann sowas sicherlich auch rückwirkend machen und sich so bereichern…. Ich glaube es hackt!

Und um das gleich klar zu stellen: Nein, ich bin nicht betroffen 😉

Update: es scheint sich zu bestätigen, dass da wirklich eine absichtliche Täuschung versucht wurde. Was das ganze natürlich in noch schlimmeres Licht rückt und wieder einmal zeigt, wie wichtig es ist, die Privatsphäre zu schützen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wohl zurecht – alle Betroffenen sollten sich juristischen Rat holen!